TESTBERICHT NEW BALANCE FUELCELL RC ELITE V2

 

„Purple Rain? Purple Race!“

Auf Version 1 folgt Version 2 - soweit so klar!
Allerdings im Falle des RC-Modells von New Balance (NB) innerhalb relativ kurzer Zeit.

Natürlich ließ der „RC1“ von New Balance noch „ein wenig Luft nach oben“, zumal dieser die maximal zulässige „Bauhöhe“ von 40mm relativ deutlich unterschritt.

Auf der anderen Seite zeigte sich der RC1 als ein extrem harmonischer und mit ordentlichem „Push“ versehener Carbon-Raceschuh.

Also Verbesserungspotential für den FuelCell RC Elite V2 (RC2)?

Ich war auf jeden Fall sehr gespannt, dass ich nur wenige Wochen nach dem Test des RC1 nunmehr die 2. Version des Topmodells von New Balance in den Händen halten und an die Füße schnüren konnte.

Wie der RC2 performt, soll der nachfolgende Testbericht zeigen.

Der FuelCell RC Elite V2 wurde mir von Shop4runners zur Verfügung gestellt, so dass ich selbigen unabhängig von etwaigen Hersteller-Interessen testen konnte.

 

 

Optik und Verarbeitung:

Der RC1 kam in einer klassischen, allerdings eher schlichten, überwiegend weißen Optik daher. Dennoch wusste er sehr zu gefallen und hob sich deutlich von „grellen“ Wettbewerbern ab.

Mit dem RC2 geht NB einen selbstbewussten, farbenfrohen aber dennoch neuen und völlig eigenständigen „Design-Weg“.
Die hauptsächlich lila-farbene (Purple) Upper ist eine eher selten anzutreffende Farbvariante.
Zusätzlich wurden wechselseitig pink und orangefarbene Außensohlen am linken und rechten Schuh auf interessante Weise implementiert.

Ebenso korrespondieren wechselfarblich angepassten Firmenlogos („flying NB-Logos“) im Upper mit der jeweils unterschiedlichen linken und rechten Außenfarbensohle.
Um dem Ganzen die „Design-Krone“ aufzusetzen, wurden im Strick-Upper auch noch leicht funkelnde Elemente eingearbeitet.

Alles in allem springt der RC2 einem wirklich ins Auge.
Ein krasses Design, das mir extrem gut gefällt!

Die Verarbeitung ist sehr hochwertig die ausgewählten Materialien ebenfalls!

Hinweis:
Es scheint auch eine weiß-rote „Tokyo-Variante“ des RC2 zu geben. Selbige habe ich in deutschen Shops bislang jedoch noch nicht gesichtet.

 

Technische Daten:

Der FuelCell RC Elite V2 wiegt in der getesteten Größe (US 12,5 / EU 47 / UK 12) etwas mehr als sein Vorgänger, aber immer noch beachtlich niedrige 270g.

Dies verdient umso mehr Anerkennung, weil der RC2 eine wesentlich voluminösere Mittelsohle besitzt und somit eine Gewichtszunahme auch deutlich größer hätte ausfallen können.
Allerdings wurden auch einige Maßnahmen getroffen, um das Gewicht weiter in Zaum zu halten:

Zum einen gibt es einen größeren Cut-out in dem Mittelfußbereich der Außensohle, so dass die Carbonplatte sogar frei liegt.
Ebenso ist auch die Außensohle im Mittel- und Vorfußbereich leicht skelettiert.

Und auch das Upper ist sehr dünn und weist großzügige Perforationen auf.


Zwischenfazit Gewicht:

Der RC2 liegt somit etwas hinter den leichtesten Carbon Race-Schuhen, reiht sich jedoch selbstbewusst im guten Mittelfeld ein.

Die maximale Bauhöhe wurde im Rückfußbereich mit ca. 39mm nahezu vollständig ausgeschöpft, um den Vorgaben der World Athletics noch zu entsprechen.

Der Vorfuß weist eine Bauhöhe von 31 mm auf, so dass die Sprengung wie beim Vorgänger circa 8 mm beträgt. (Teilweise findet man in „Netz“ auch 10 mm als Angabe, aber selbst NB spricht von einer unverbindlichen Angabe….)

Genau ermitteln lässt sich dies nicht - festzuhalten bleibt jedoch, dass die Sprengung im „normalen Bereich“ liegt.

 

 

Technische Highlights:

Das sehr luftige KNIT-Upper (Strick-Optik) wurde optimiert und zeigt nun unterschiedlich große Belüftungsöffnungen, die gerade im Vorfußbereich teilweise deutlich vergrößert sind.

Auch der EVA/TPU-Blend (FuelCell) der Mittelsohle wurde vom Vorgänger übernommen, jedoch (s.o.) deutlich voluminöser integriert.
Somit kann das responsive Mittelsohlenmaterial einen noch größeren Rebound und insbesondere Komfort generieren.
Auch die (wohl leicht modifizierte) Carbonplatte ist wieder integraler Bestandteil der Konstruktion.

So soll diese ein mehr gebogenes Shaping für ein optimiertes Abrollen besitzen und auch der Vorfußbereich der Sohle zeigt ein ausgeprägteres Rocker-Shaping.

Ein größeres Update erhielt die Außensohle, welche beim RC1 noch mit der sehr „grippigen“ Dynaride-Sohle ausgestattet war.
Der RC2 wartet mit einer skelettierten, „normalen Außensohlen-Gummierung“ auf, die jeweils im Vor-/Mittefußbereich pink und orange eingefärbt ist.
Im Fersenbereich befinden sich auf beiden Seiten schwarze Abriebsverstärkungen.


Passform:

Wie schon beim Vorgänger ist die Passform leicht sportlich „eng“ gewählt und vermittelt in Verbindung mit der sehr guten Schnürung (kurzer Schnürbereich mit wenigen Loops) einen sehr sicheren Halt des Fußes im Schuh.

Auch wenn die Fersenkappe nur leicht verstärkt ist sitzt die Ferse nahezu perfekt im Schuh

Die Polsterungen im Bereich des Schafts und Fersenbereich verhelfen zusätzlich zu einer optimierten Passform und erhöhen den Komfort.
Meiner Meinung nach ist der Mittelfußbereich im RC2 etwas breiter als beim RC1 geschnitten.

Zur Not kann man auf eine Marathonschnürung zurückgreifen.

Sehr gut gefallen hat mir die leicht asymmetrische Schnürung des RC2, die leicht nach innen konstruiert wurde.

Diese hatte sich schon beim Vaporfly von Nike bewährt. Die Zunge des RC2 ist zwar nur leicht gepolstert, vermittelt aber ausreichenden Komfort.

Leider ist diese nicht vernäht, so dass sie sich beim Einstieg etwas „aufrollen“ kann! Hier wäre eine vernähte Konstruktion oder ein komplett sockenartiges Upper mit stretchigem Zungenbereich vorteilhaft!

…insbesondere für Triathleten.

 

 

Atmungsaktivität:

Auch hier gab es rein nichts zu beanstanden. Das luftige Knit-Upper zeigte eine sehr gute Funktion.

Es ist nicht gleichmäßig perforiert, sondern besitzt insbesondere im Vorfußbereich größere Ventilationsöffnungen für eine optimale Luftzirkulation.

 

Grip:

Hier muss man differenzieren:
Auf trockenem Asphalt ist der Grip naturgemäß sehr gut. Bei Nässe fällt dieser gegenüber dem RC1 leicht ab, ebenso bei leicht geschotterten, oder sandigen Waldwegen etc.

Generell gilt: Auch der RC2 - wie grundsätzlich alle Carbon-Schuhe - ist definitiv eher für Asphaltstrecken geeignet.

Die Dynaride-Sohle des RC1 erreichte durch ihre Mikro-Spikes auf trockenem Asphalt aber auch bei Nässe eine sehr gute Performance und grub sich quasi in den jeweiligen Untergrund.

Die gewählte Gummierung des RC2 fällt hier etwas ab, so dass man in engen Kurven auf feuchten Asphalt doch etwas Vorsicht walten lassen sollte.

 

Laufdynamik und Stabilität:

Bereits nach den ersten Schritten war deutlich spürbar, dass es sich beim FuelCell RC V2 um einen deutlich höher gedämpften Schuh als beim RC1 handelt.

Die Dämpfung (insbesonder im Mittel- & Vorfußbereich) ist wesentlich „extremer“.

Durch die enorme Bauhöhe der Mittelsohle kann das FuelCell-Material seine erstklassigen Dämpfungseigenschaften richtig gut ausspielen.

Es erinnert ein klein wenig an den „NitroFoam“ von Puma.
Allerdings ist der REBOUND nicht ganz so hoch wie zum Beispiel bei den PEBA-basierten Schäumen der absoluten Top-Modelle.

Mit der sehr hohen Dämpfung einhergehend ist naturgemäß auch ein extremer Komfort. Diesen muss man jedoch auch mögen.

Freunde der etwas direkteren Laufschuh-Abstimmung werden hier wahrscheinlich den RC1 bevorzugen, der sich - auch aufgrund der geringeren Bauhöhe - eine ganze Spur direkter läuft, ohne dabei unbequem zu sein.

Das Abrollverhalten ist beim RC2 sehr gelungen (hier bietet das Rocker-Shaping des Vorfußbereiches eine gute Unterstützung), jedoch möchte ich folgenden Hinweis geben:

Bei mir war es so, dass der RC2 bei langsamen Tempo (deutlich über 5min/km) in Sachen „Performance“ etwas abfiel.

Seinen „Tempo-Sweetspot“ erreichte der Schuh bei mir in einem Tempobereich zwischen ca. 3:45 und ca. 5:00min/km.

Im absoluten Highspeed-Bereich (schneller als 3:45min/km) vermittelte mir der RC2 dann auch (etwas) weniger „dynamischen Rebound“ als die Top-Modelle mit PEBA-basierten Mittelsohlenschäumen und sehr steifen Carbon-Platten.

Dennoch dürfte der FuelCell RC2 für eine extrem breite Zielgruppe ideale „Arbeitsbedingungen“ in Sachen Performance bieten, zumal im oben genannten Tempobereich sehr viele Läufer unterwegs sind.

Bauartbedingt ist die STABILITÄT im Rückfußbereich - wie bei vielen anderen Wettbewerbern auch - etwas eingeschränkt, so dass der Schuh für Fersenläufer meiner Meinung nach weniger geeignet ist und bei einem Probelaufen hierauf zu achten ist. Ebenso in sehr engen Kurven.

Zwar generiert die integrierte Carbonplatte eine erhöhte Stabilität, jedoch bei Bauhöhen im Fersenbereich von circa 40 mm kann man einfach nicht die Stabilität von gestützten Schuhen erwarten.
Meine Empfehlung gilt daher insbesondere für Mittel- und Vorfußläufer!

Aufgrund des hohen Komforts eignet sich der FuelCell RC2 für alle Strecken bis hin zum Marathon und auch darüber hinaus.

 

 

Haltbarkeit:

Im Testzeitraum zeigten sich keine signifikanten Abnutzungserscheinungen.
Aufgrund der großzügigen Gummierung der Außensohle und der eher langlebigen EVA/TPU-Mittelsohle dürften auch beim RC2 Laufleistungen von jenseits der 400km möglich sein.

 

Vergleich zur Konkurrenz:

Die im FuelCell RC Elite V2 integrierte Carbonplatte ist nicht ganz so steif wie bei den Top-Modellen, wie zum Beispiel Adidas Adios PRO (EnergyRods!), Saucony Endorphin Pro und Nike Alphafly.

Da der RC2 zudem auch nicht auf das HighEnd-Mittelsohlenmaterial PEBA zurückgreifen kann, erreicht er nicht ganz den „Push“ der Referenzmodelle.
Natürlich hängt er dennoch alle Laufschuhe ohne Carbon-Platte deutlich ab!

UND:

Der RC2 läuft sich sehr harmonisch und bequem - insbesondere in seinem „Sweetspot Bereich“. Zusätzlich ist er deutlich komfortabler als viele Wettbewerber!

 

Alternativen:

Zurzeit befindet man sich in der glücklichen Situation, dass aktuell beide Versionen des New Balance FuelCell RC Elite verfügbar sind!
Wer es etwas direkter in Sachen Dämpfung bevorzugt, findet im RC1 einen sehr gelungenen Carbon Racer.


Hier der Testbericht des RC1:

Wer noch etwas Geld sparen möchte hat zusätzlich im Fuelcell TC eine gelungene Alternative, die jedoch auch etwas schwerer ist.

Freunde des flachen und direkten Racing-Flats dürften sich für den NB 1500 V6 begeistern…
Hier der LINK zu den verfügbaren >> NB-Schuhen <<

 

 

FAZIT:

Mit dem FuelCell RC Elite V2 gelingt es New Balance, sein Topmodell auf ein neues Komfortniveau zu hieven.

Die Materialwahl und Verarbeitung ist exzellent. Die Atmungsaktivität stimmt und auch der Grip ist insbesondere bei Trockenheit und auf Asphalt auf hohem Niveau.

Auch das Gesamtgewicht des Schuhs bleibt auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Glanzstück ist die deutlich „aufgepumpte Mittelsohle“ aus dem sehr harmonisch dämpfenden FuelCell Mittelsohlenschaum.

Auch wenn dieser nicht ganz die Responsivität der PEBA-Schäume erreicht, vermittelt der RC2 auch aufgrund der enormen Bauhöhe einen überragenden Komfort in Verbindung mit einem deutlich unterstützenden „Push nach vorne“.

Das Zusammenspiel aus FuelCell und der integrierten Carbonplatte gelingt (insbesondere im Speed-Sweetspot“) sehr gut - das LINEARE Abrollverhalten des V2 kann folglich als sehr gelungen bezeichnet werden.

Last but not least: Das Design des RC2 ist grandios!
Das glitzernde, purple-farbene Upper mit wechselfarbigen orangen und rosafarbigen Applikationen ist ein echter Hingucker! Für eine UVP von 230€ erhält man somit einen sehr guten Race-Schuh.

Ein wirklich gelungenes Update!

 

>> ZUM RC ELITE V2 <<

 

Fotos: Privat und New Balance