NIKE InfinityRN 4 - Komfortabler geht es kaum

 

Der neue InfinityRN 4, ist eine Neugestaltung der Infinity Run-Linie. Der Schuh unterscheidet sich deutlich von seinen Vorgängermodellen und verfügt über eine überarbeitete ReactX-Mittelsohle. Sie bietet im Vergleich zu den früheren React-Versionen eine verbesserte Dämpfung und eine leicht erhöhte Federung, welche für ein geschmeidigeres und flüssigeres Laufgefühl sorgen sollen.

Im Detail bietet diese Mittelsohle 13 % mehr Energie-Rückgewinnung im Vergleich zum früher verwendeten React-Schaum und hat einen um 43 % geringeren CO2-Fußabdruck als der Vorgängerschaum​. Hier erreicht der Hersteller eine verbesserte Umweltbilanz, nicht nur durch den Einsatz recycelter Materialien, sondern vor allem durch die Optimierung seiner Herstellungsprozesse.

Ebenso wurde das Flyknit-Obermaterial überarbeitet. Welche Neuerungen es gibt, verrate ich euch im weiteren Verlauf dieses Testberichts.

 

 

Die Specs des Testschuhs

Kategorie Cushion 
Schuhart Neutral
Geschlecht Herren
Sprengung 9mm
Gewicht

355 g

Farbe Weiß/Light Lemon Twist
Weite Normal

 

Unboxing:

Mein erster Gedanke, während ich den InfinityRN 4 in den Händen halte: „Wow, ganz schön viel Schuh!“ Das meine ich in erster Linie positiv, ohne großartig auf die Laufeigenschaften zu schließen. Nicht nur aufgrund des höheren Gewichtes macht der Schuh einen sehr wertigen Eindruck. Die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen und die verwendeten Materialien fühlen sich toll an und machen optisch ganz schön was her. Das gestrickte Flyknit Obermaterial besitzt unterschiedliche Strukturen und farbiges Garn setzt hier schöne Akzente.

Der Schuhkragen ist weich, aber nicht übermäßig gepolstert und geht fließend ins Flyknit über. Die Zunge ist seitlich im Schuh über das sogenannte Flyknit-Fit-Innenband verbunden, was den Fuß in der Mitte wie ein Gummiband umschließt und für einen sicheren Halt sorgen soll.

Die stark gekrümmte Rocker-Sohle lässt den InfinityRN 4 dynamisch sportlich erscheinen. Kein Vergleich zu seinen Vorgänger Modellen, die optisch eher an Lifestyle Schuhen erinnern. Die Außensohle ist gummiert, mit einem Waffelprofil ausgestattet. Dabei aber flach und homogen ohne Flexkerben oder dergleichen.     

 

 

Der erste Eindruck:

Moment – ich krame meinen React Infinity Run Flyknit in der ersten Version heraus, den ich eher als Freizeit- statt Laufschuh genutzt habe. Kein Vergleich! Der InfinityRN 4 hat sich zu einem vollwertigen Laufschuh entwickelt. Bis auf die breit aufgestellte Sohle haben die Schuhe nichts gemeinsam.

In vergangenen Testberichten habe ich oft von einem sockenähnlichen Tragegefühl berichtet, doch diesmal fühlt es sich mehr als sockenähnlich an. Es gleicht schon fast einer Bandage, vielleicht aufgrund des recht dicken elastischen Flyknits, allerdings sehr angenehm und nicht zu eng. Aufgrund der Elastizität bin ich mir aber nicht, wie fest ich den Schuh schnüren soll. Die Veränderung ist marginal und macht sich nur etwas auf dem Fußrücken bemerkbar. Selbst im fest geschnürten Zustand bin ich in der Lage, aus dem Schuh raus- und reinzuschlüpfen, ohne die Schnürung zu öffnen. Erste Bedenken äußern sich, ob dies genügend Halt während des Laufs bietet. Intuitiv binde ich den InfinityRN 4 mit der Marathonschnürung, welche mir etwas besseren Halt vermitteln soll.

Die Dämpfung fühlt sich toll an. Ich sag nur „Sofa“! Weich, bequem, einfach nur komfortabel. Die Mittelsohle ist fast im gesamten Bereich etwas höher gezogen, sodass der Fuß etwas tiefer, wie in einer Wanne sitzt. Dadurch und durch die breit und flach aufliegende Sohle erhält man einen sicheren und festen Stand. Dennoch spürt man die voluminöse Mittelsohle gerade im Fersenbereich. Man steht immerhin auf 39mm mit einem Drop von 9mm zum Vorderfuß. Neugierig wage ich mich an die ersten Laufversuche mit dem NIKE React Infinity Run Flyknit 4.

 

 

Lauftraining:

Locker gestartet, bleibt der gemütlich komfortable Sitz des Schuhs auch beim Laufen erhalten. Bei meinem Mittelfußaufsatz wirken die Aufprallkräfte vorwiegend im mittleren bis vorderen Teil der Sohle. Diese werden sehr gut vom ReactX-Schaum gedämpft, bei dem eine leichte Reaktivität zu spüren ist. Mit steigender Pace nimmt diese etwas zu und durch die Rocker-Geometrie rollt der Schuh schön über den Vorfuß ab - ein harmonisches und fließendes Laufgefühl stellt sich ein. Bis zu diesem Punkt finde ich den InfinityRN 4 toll. Die federnde Rückmeldung der Mittelsohle verleiht dem Schuh eine gewisse Dynamik, bei der sein doch hohes Gewicht zu vernachlässigen bzw. kaum zu spüren ist.

Die Passform ist ebenso super. Das Flyknit enttäuscht hier nicht - kein Herausschlüpfen der Ferse oder zu viel Spiel in der Zehenbox. Ich habe den Schuh relativ fest geschnürt, dennoch kein Druck- oder Engegefühl. Durch die perforierten Abschnitte im Upper herrscht ein angenehmes Fußklima, jedoch kann ich mir vorstellen, dass es im Sommer etwas warm wird, da das Flyknit doch etwas dicker ist und eng anliegt. Durch die wasserabweisende Eigenschaft bleibt der InfinityRN 4 auch bei leichter Nässe länger trocken. Und natürlich - das gummierte Waffelprofil der Aussensohle fühlt sich auf Asphalt am wohlsten. Dabei darf es ruhig mal nass und laubbedeckt sein, ohne dass man den Gripp verliert.

Kommen wir jetzt leider zu den Eigenschaften, die mich nicht so überzeugt haben. Wird die Laufgeschwindigkeit zu hoch, so verliert der Schuh stark an Komfort. Das Gewicht macht den Schwung träge und der Fuß rutscht nach vorne in die Zehenbox. Die Ferse schlüpft zwar nicht heraus, aber das Laufgefühl wird unsicher und instabil - man läuft irgendwie unrund. Wechsel ich in diesem Tempo allerdings in den Fersenlauf, kann ich dieses negative Phänomen noch hinauszögern. Der Rocker rollt noch sauber ab, allerdings bleibt die Trägheit des Gewichtes. Was sagt mit dieser Test? Das erfahrt ihr im letzten Abschnitt.

 

 

Fazit:

Der NIKE InfinityRN 4 legt den Fokus auf Komfort. Er ist, durch und durch, ein sehr bequemer Schuh für die lockeren gemütlichen Läufe am Wochenende. Auch Laufanfänger, Gelegenheitsläufer und Wiedereinsteiger, die keinen großen Wert auf Geschwindigkeit legen, werden in dem InfinityRN 4 einen Daily-Trainer finden. Gerade die Fersenläufer unter ihnen kommen hier auf ihre Kosten, da die stark geformte Rocker-Sohle zum Abrollen einlädt.

Sein hohes Gewicht ist nicht von der Hand zu weisen und daher nicht gerade für schnellere Läufe konzipiert. Bis zu einem gewissen Level fühlt sich der Schuh toll an, darüber hinaus fehlt der nötige Support. Nicht umsonst sind Schuhe für den schnelleren Einsatz fester geschnürt und besser geführt. Daher ist es für den geübten Läufer nicht der ideale Alltags-Trainer. Für den langen langsamen Sonntagslauf aber durchaus eine empfehlenswerte Option.

Der InfinityRN 4 bleibt seiner Infinity Run-Linie nicht treu. Zu unterschiedlich sind die Features im Gegensatz zu seinen Vorgängern. Grundsätzlich finde ich es aber toll, dass NIKE hier nicht schon wieder ein neues Modell auf den Markt bringt, denn es ist schon schwierig genug, den Überblick im Marken- und Modelldschungel zu behalten. Zumindest bleibt der InfinityRN 4 bei seiner Philosophie. Ein gut grundsolider, komfortabler und stylischer Laufschuh zu sein.