Hyperion Max im Test

 

Testbericht: Brooks Hyperion Max

Mit dem neuen Modell Brooks Hyperion Max erweitert das US-Unternehmen seine Hyperion-Reihe. Nach dem Brooks Hyperion Elite und dem Brooks Hyperion Tempo folgt der dritte Streich. Wie sich der neue Temposchuh im Vergleich zu den bestehenden Modellen schlägt, erfahrt ihr in diesem Testbericht. Shop4runners hat mir den Schuh zur Verfügung gestellt, sodass ich diesen unabhängig von etwaigen Herstellerinteressen testen konnte.

 

Temposchuh ohne Carbon

Bei Neuerscheinungen innerhalb einer Serie ist es immer spannend zu sehen, wo das neue Modell einzuordnen ist und wie es sich von den bereits etablierten Modellen unterscheidet. Die Hyperion-Reihe von Brooks steht für Tempo und Dynamik bei der Jagd nach Bestzeiten. Während der Hyperion Elite ein ultimativer Wettkampfschuh mit Carbonplatte ist, definiert sich der Hyperion Tempo als leichter und reaktionsschneller Tempotrainingsschuh ohne Carbonplatte. Aufgrund des Namens „Hyperion Max“ mit Betonung auf den Namenszusatz „Max“ hätte ich einen maximal gedämpften Tempotrainingsschuh erwartet. Das trifft in diesem Fall nicht ganz zu.

Der Hyperion Max ist ein leichter und reaktiver Tempotrainingsschuh, der für Wettkämpfe bis hin zum Halbmarathon geeignet ist. Um es auf den Punkt zu bringen: der Hyperion Max verfügt über mehr Dämpfung als der Hyperion Tempo, ist aber nicht ganz so aggressiv und performanceorientiert wie der Carbon-Wettkampfschuh Hyperion Elite.

Die mit Stickstoff angereicherte DNA Flash-Mittelsohle, die auch in der Elite Version verwendet wird, bietet ein ordentliches Volumen. Die Dämpfung und Energierückgabe ist beim Abrollvorgang spürbar. Die gebogene Sohle an Vorfuß und Ferse – „Rocker“-Geometrie – unterstützt den fließenden Abrollvorgang.

 

 

Praxistest

Aus der Entfernung betrachtet, lässt die Rocker-Geometrie per se auf Geschwindigkeit schließen. Dieses Gefühl bestätigt sich auch beim ersten Anprobieren. Beim Abrollen über den Vorfuß ist ein unmittelbarer Energieschub zu spüren. Die Fersenkonstruktion bietet einen guten Halt und der Mittelfuß ist eng umschlossen. Der Vorfußbereich (Zehenbox) ist hingegen äußerst geräumig für einen Temposchuh. Dennoch finde ich, dass der Schuh weniger für Läufer*innen mit breiten Füßen ausgelegt ist.

Wer nun einen superweichen, maximalen Dämpfungskomfort wie bei Wettkampfschuhen erwartet, wird enttäuscht. Dennoch bietet der Hyperion Max eine spürbare Dämpfung, ohne den direkten Kontakt zum Boden zu verlieren.

Bei der zunehmenden Anzahl an Läufen zeigt sich, für welches Einsatzgebiet das Modell ausgelegt ist: Geschwindigkeit. Ich bin zwar den ein oder anderen Dauerlauf mit dem Schuh gelaufen, aber dabei konnte er seine Vorzüge nicht vollends ausspielen. Der Hyperion Max braucht Tempo. Sobald der Schuh Druck über den Mittelfuß bekommt, wird die damit einhergehende Energierückgabe deutlich, pusht beim Laufen nach vorne und die Bodenkontaktzeit verkürzt sich. Je mehr Druck auf den Fußaufsatz gelegt wird, desto größer fällt das Feedback aus und es rollt. Dabei ist es wichtig, eine gute Stabilität in der Körpermitte und einen sauberen Laufstil zu haben. Der Schuh bietet wenig Führung und verzeiht somit keine Fehler. Das setzt eine gewisse Lauferfahrung voraus.

Läufer*innen, die über die Ferse abrollen, werden mit dem Hyperion Max weniger Spaß haben. Der Abdruck über die stark abgerundete Ferse wirkt dabei eher instabil.

Die schmale Passform im Mittelfußbereich unterstreicht das dynamische Laufgefühl. Das atmungsaktive Obermaterial umschließt den Fuß und liegt eng an. Schnellere, kurze Richtungswechsel oder kurze Sprints sind problemlos möglich. Die Traktion ist auf Asphaltstrecken am besten. Auf weniger gut ausgebauten Wald- und Wiesenwegen büßt der Hyperion Max ein wenig von seiner Kernkompetenz ein.

Besonders gut gefällt mir, dass der Tempotrainingsschuh keine Carbonplatte hat und dadurch weniger steif ist. Als Mittelfußläufer braucht es keine lange Eingewöhnung, um im Training direkt durchzustarten. Zudem ist das Gewicht von knapp über 200 Gramm im Herrenbereich sehr bemerkenswert.

Ich habe den Hyperion Max primär für Tempoläufe und Intervalle getragen. Obwohl der Schuh bei Dauerläufen zum Einsatz kommen kann, bevorzuge ich hierbei gedämpftere Schuhe, die einen höheren Tragekomfort vermitteln und insgesamt weicher sind. Zumal die Performanceeigenschaften Dynamik und Reaktivität bei Dauerläufen für mich eine untergeordnete Rolle spielen.

 

 

Für ambitionierte Läufer*innen

Für wen eignen sich solche Tempotrainingsschuhe? Letztlich richtet sich diese Art von Schuhen an ambitionierte Läufer*innen, die im Training regelmäßig Tempoläufe, Intervalle und Fahrtspiele durchführen. Der neutrale Hyperion Max kommt mit wenig Führung aus und eignet sich primär für Mittel- und Vorfußläufer. Durch das geringe Eigengewicht sind leichte und mittelschwere Läufer*innen mit dem Modell besser beraten.

Der Hyperion Max stellt für einzelne Läufer*innen eine mögliche Wettkampfalternative dar. Der auf Performance ausgelegte Schuh bringt für die kurzen Strecken bis hin zum Halbmarathon alles mit: ausreichend Dämpfung, reaktiver Abrollprozess und wenig Gewicht.

Der Hyperion Max kann als Äquivalent zum Hyperion Tempo – lediglich um das für mich entscheidende Dämpfungsmaterial ergänzt – gesehen werden. Mir persönlich ist der Hyperion Tempo zu wenig gedämpft. Ich bin ein Läufer, der eine gewisse Energierückgabe beim Abrollen präferiert. Bei der endgültigen Wahl muss schlussendlich jeder selbst entscheiden, welche Eigenschaften entscheidend sind. Meine Wahl fällt im direkten Vergleich auf den Hyperion Max. Immerhin verzichten beide Modelle auf die in Wettkampfschuhen übliche Carbonplatte und stellen dadurch eine etwas geringere Belastung für den Bewegungsapparat dar.

Wettbewerbsübergreifend bietet eine Vielzahl an Herstellern solche leichten, direkten und etwas weniger gedämpften Tempotrainingsschuhe für schnelle Einheiten und Wettkämpfe an. Mögliche Alternativen sind: New Balance FuelCell Rebel v3, Adidas Adizero Adios 7, Nike Streakfly oder Hoka Mach 5. Alle genannten Modelle verzichten ebenfalls auf eine Carbonplatte.

 

 

Der Brooks Hyperion Max im Detail

Der Hyperion ist ein dynamischer Tempotrainingsschuh, um die maximale Leistung abzurufen. Ausgestattet mit einer um Stickstoff angereicherten Mittelsohle ist der reaktive und sehr leichte Schuh auf Geschwindigkeit ausgelegt. Im Vergleich zum Hyperion Tempo verfügt der Hyperion Max über mehr Dämpfung und eine höhere Energierückgabe beim Abrollen. Die „Rocker“-Geometrie verdeutlicht die Affinität zur Geschwindigkeit. Gepaart mit einer Sprengung von acht Millimetern ist der Abrollvorgang fließend und auf maximale Energierückführung ausgelegt. Der Hyperion Max kommt ohne Carbonplatte und Pronationsstütze aus.

Die vielen kleinen Belüftungsschlitze im Mesh-Obermaterial sorgen für eine gute Luftzirkulation. Die Schnürung verläuft gradlinig über den Mittelfuß. Ein zusätzliches Loch für die Marathonschnürung ist vorhanden. Die Schuhzunge ist sehr dünn und flexibel. Die Innensohle kann problemlos ausgetauscht werden. Insgesamt bringt der Tempotrainingsschuh bei einer Herrengröße von 44 nur 216 Gramm auf die Waage. Das ist ein starker Wert! Dabei geht die Gewichtsreduktion nicht zu Lasten der Performance. Die Ferse sitzt sicher, der Mittelfuß ist eng umschlungen und der Vorfußbereich gewährt erstaunlich viel Spielraum für die Zehen beim Abrollvorgang. Das macht den Schuh insbesondere für längere Strecken interessant. Der Schuh fällt normal aus, sodass ich meine Standardgröße gewählt habe.

Das zentrale Einsatzgebiet des Hyperion Max sind Asphaltpisten. Hier kommen die Vorzüge am besten zur Geltung. Auf Wald- und Wiesenwegen ist die Energierückgabe nicht ganz so ausgeprägt. Der Abdruck auf Asphalt ist gut – lediglich bei nassen Verhältnissen reduziert sich die Griffigkeit.

 

Der Brooks Hyperion Max im Detail

Preis - 170,00 EUR UVP
Gewicht - 216 Gramm (Größe EU 44 | US 10)
Sprengung - 8 Millimeter
Schuhweite - Normal (schmaler Mittelfußbereich)
Schuhart - Neutral
Laufuntergrund - Asphalt
Einsatzgebiet - Tempotraining
 

Fazit

Der Brooks Hyperion Max ist ein dynamischer, neutraler Tempotrainingsschuh, der das Hyperion-Sortiment um ein drittes Modell erweitert. Die DNA Flash-Mittelsohle bietet einen guten Dämpfungskomfort, weist ein sehr minimalistisches Design auf und bringt nur knapp über 200 Gramm bei den Herren und sogar unter 200 Gramm bei den Damen auf die Waage. Die „Rocker“-Geometrie sowie die acht Millimeter Sprengung sorgen für eine gute Energierückgabe. Ausgelegt ist der direkte Schuh für schnelle Einheiten oder gar Wettkämpfe bis hin zum Halbmarathon – bevorzugt auf Asphaltstrecken. Der Hyperion Max ist sozusagen ein Modell für ambitionierte Läufer*innen, die über den Mittel- oder Vorfuß abrollen und eine etwas gedämpftere Alternative zum Brooks Hyperion Tempo suchen, ohne auf Performance zu verzichten.