Wer sich in Läuferkreisen bewegt, wird an der allseits bekannten Marke Hoka nicht vorbeikommen. Zu Recht hat sich die 2009 von zwei französischen Trailläufern gegründete Marke fest etabliert. Hoka basiert auf einem unerschütterlichen Glaubenssatz: Wenn man die Zweifler einfach ignoriert, die Kritiker links liegen lässt und sein ganzes Herz in eine verrückte Idee steckt, kann man einen Schuh entwickeln, mit dem die Menschen den Berg hinunter fliegen. Hoka stellt Ausrüstung für Profi-AthletInnen und Lauf-Neulinge, Ultramarathonläufer und Bergmenschen, Freizeitjogger und Trail-Läufer her, bei denen jede Bewegung über die reine Performance hinausgeht.
Der Zinal ist auch in seiner zweiten Auflage ein Schuh fürs Gelände und Wettkampf. Ein leichtes Modell mit nicht unerheblichen Änderungen zum Vorgänger. Sein Namensgeber ist der berühmte Berglauf Sierra Zinal. Bei diesem Trailrace wird nicht an technischen Höhenmetern, up-und downhill gespart und ist somit prädestiniert für genau diesen Schuh.
“Fliege über die Wege” ist der Slogan des Zinal 2. Wie leichtfüßig man mit ihm über die Trails fliegen kann, will ich mit diesem Test herausfinden.
Das sagt der Hersteller
“Der Zinal 2 ist ein zuverlässiger Wegbegleiter. Er liefert dieselbe Reaktionsfähigkeit wie sein Vorgänger und gibt zugleich mehr Energie zurück. Wir haben größere Stollen für eine starke, griffige Sohle angebracht. Diese utlraleichte Neuauflage besitzt eine Manschette aus Stretch-Strick, die deinen Knöchel vor Steinen auf dem Trail schützt. Für optimalen Grip sorgt die Vibram-Megagrip-Sohle mit Lightbase-Konstruktion und griffigen Stollen.”
In Kürze:
- Vegan
- Zugschlaufe an der Ferse
- Manschette aus elastischem Strick
- Leichte, reaktionsfähige EVA-Zwischensohle
- Vibram Megagrip mit Litebase-Konstukion und Traction Lug
- 5 mm Stollen
Das sagen wir dazu
Wie bereits erwähnt ist der Zinal in Anlehnung an den Berglauf Sierra Zinal erschienen. Bereits das Ursprungsmodell ist ein wahrer Trailracer. Doch der Zinal 2 will noch schneller sein. Dazu hat sich Hoka einiges einfallen lassen. Fast alles an dem Schuh wurde überarbeitet. Mit dem Zinal 1 hat er nur noch wenig gemeinsam. Schaut man zuerst auf sein Äußeres, fällt sofort die Gestaltung des Schafts auf. Ein Sockenähnlicher strammer Einstieg, der sich über den Rist nach vorne zieht und somit eine Zunge überflüssig macht.
Dazu eine minimalistische Schnürung mit griffigen Senkeln. Hoka will Gewicht einsparen und Agilität vermitteln. Der bei Hoka üblicherweise und üppigerweise verwendete Schaumstoff wurde durch eine CMEVA Mittelsohle ersetzt. Diese ist fester und direkter. Schauen wir auf die Bauhöhe, fällt auf, dass der Zinal näher über dem Untergrund schwebt als andere Schuhe des Herstellers. Was aber für einen schnellen Wettkampfschuh durchaus Sinn macht.
Mit seiner Sprengung von 5mm und der ebenfalls 5mm Stollentiefe bewegt er sich im Normbereich. Sozusagen ist alles möglich, auch wenn sein Einsatzgebiet klar benannt ist. Die Außensohle kommt aus dem Hause Vibram Megagrip und bietet im Update einen vollen Kontakt zum Untergrund. Beim Vorgänger gab es große Aussparungen zur Zwischensohle. Dennoch kann der Zinal 2 ein geringeres Gewicht auf der Wage präsentieren. Das wird vermutlich begünstigt durch Einsparungen im Gesamtvolumen der Zwischensohle, dem minimalistischen Schaftaufbau und der nicht mehr vorhandenen steifen Fersenkappe.
Passform
Der Hoka Zinal 2 ist ein schmal geschnittener Schuh. Man sieht bereits in seinem Erscheinungsbild, dass er eher auf Wettkampf und Schnelligkeit getrimmt ist. Um einen sicheren Stand zu gewährleisten und eine präzise Führung im Schuh zu haben kommt der Zinal mit schmalen Leisten daher.
Auch die Zehenbox ist relativ flach gehalten. Da haben die zehn Freunde nicht wirklich viel Spielraum nach oben. Daher Vorsicht mit langen Nägel und lieber eine halbe Nummer größer wählen, um blaue Zehen zu vermeiden. Eine wesentliche Veränderung im Vergleich zum Erst-Modell ist die sockenähnliche Passform.
Eine stramme Strickmanschette zieht sich hoch bis knapp unter den Knöchel. Das ist gewöhnungsbedürftig, bringt aber Vorteile mit sich. Steinchen finden keinen Weg in den Schuh und der Fuß wird fest umschlossen. Der Zinal würde auch ohne Schnürung funktionieren, aber die griffigen Senkel können noch mal präziser dazusteuern. Aufgrund fehlender Ösen (Senkel werden durch kleine Schlaufen geführt) sind Varianten in der Schnürung jedoch unmöglich.
Performance
Bei all meinen Schuhtests, lasse ich erstmal den Gedanken freien Lauf. Reinschlüpfen, loslaufen und einfach schauen was kommt. Völlig unbedarft und unvoreingenommen wenn möglich. Das ist bei diesem Zinal auch problemlos machbar, da er ja relativ neu auf dem Markt ist und mit seiner zweiten Erscheinung noch Luft nach oben behält. Zinal 2, Zinal 3, Zinal 4…Bei so vielen anderen Laufschuhen sind Modelle mit Auflagen im zweistelligen Bereich keine Seltenheit.
Bei diesem Schuh formen sich schnell und eindeutig Wörter während meines internen Brainstormings. Leicht. Direkt. Agil. Dynamisch. Um es in ganzen Sätzen zu beschreiben: Eine Waffe für schnelle, wendige Pfade im Wettkampftempo oder Intervall-Einheiten. Aufgrund seiner reduzierten Ausstattung und dem geringen Gewicht fühlt man sich richtig beschwingt.
Der Hoka vermittelt ein absolut direktes Gefühl für den Untergrund. In Sachen Stabilität und Schutz bietet er an strategisch richtigen Stellen etwas mehr Material. Mit seiner Zwischensohle hat Hoka gutes getan, diese etwas steifer zu verarbeiten. Auch wenn keine typische Rocker Plate verbaut ist, is die Reaktionsfähigkeit und Energierückgabe absolut spürpar.
Am meisten Spass hat man mit dem Zinal in moderatem Gelände. Verschlungene Pfade, weniger technische, aber unbefestigte Wege sind seine Heimat. Steile Uphills und rasante Downhills, die eine gewisse Wendigkeit und Leichtigkeit erfordern sind sein Metier. Vergessen darf man jedoch nicht die fehlende Führung und Seitenstabilität. Daher sollte er bei hohem Tempo und langen Distanzen an einen gut trainierten Läuferfuß geschnürt werden.
Apropos Distanz. Idealerweise eignet er sich für Ausflüge an die 30 Kilometer. Klassische Mitteldistanz. Für lange Marathons oder gar Ultras fehlt ihm der gewisse Komfort.
Wichtige Facts in Kürze:
Sprengung: 5mm
Gewicht: 227 g / 189 g
Passform: schmal, eng anliegend
Obermaterial: Mesh, gummierte Verstärkung
Mittelsohle: CMEVA-Mittelsohle
Außensohle: Vibram Megagrip, 5mm Stollentiefe
Fazit
Kein klassischer Hoka, wie es viele erwarten würden. Aber ein Schuh, der absolut renntauglich ist und dabei noch jede Menge Spaß macht. Für seine relativ junge Zweitauflage wirkt er bereits sehr durchdacht. Bleibt spannend, wie Hoka da noch aufsatteln will. Dennoch aufgrund seiner speziellen Verarbeitung und spezifischen Einsatzgebiet: “Love it or hate it”
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